Deutsche Sprache, schwere Sprache?

Im geschäftlichen Umfeld sollte es selbstverständlich sein, professionelle Texte mit korrekter Rechtschreibung und Grammatik zu verfassen. Die meisten Textverarbeitungsprogramme verfügen über eine ausgereifte Rechtschreibprüfung und machen uns auf Fehler aufmerksam. Aber trotzdem beschleicht mich beim Korrekturlesen oder auch nur beim Lesen von E-Mails sehr oft das Gefühl, dass es ein paar Bereiche gibt, in denen große Verwirrung über die korrekte Orthografie und Grammatik herrscht – vor allem, wenn die deutsche und die englische Sprache aufeinandertreffen. Deshalb möchte ich hier ein paar wichtige Regeln in Erinnerung rufen.

Im Deutschen hängt man das Genitiv-S direkt an das Nomen

Auch wenn viele Fahrschulen und Friseursalons das anders propagieren: Im Deutschen wird das Genitiv-S direkt an das Nomen angehängt und nicht – wie im Englischen – mit einem Apostroph.

Nicolas Haus gehört Nicola.
Nicolas‘ Haus gehört Nicolas.
Nicola’s Haus gehört einem Banausen.

An dieser Stelle solltest du auch nicht der Autokorrektur deines Smartphones vertrauen. Leider versagt hier in den meisten Fällen die Rechtschreibprüfung, die eher mit englischen als mit deutschen Regeln vertraut zu sein scheint. Du kannst einfach Abhilfe schaffen, indem du die Autokorrektur in den Eingabe-Einstellungen deines Smartphones deaktivierst und dich lieber auf deinen eigenen Verstand verlässt.

Auch die Schreibung rund um die Anrede- und Grußformel unterscheidet sich im Deutschen vom Englischen

Während man im Englischen nach der Anrede groß schreibt, was leider auch in der Autokorrektur manches Smartphones für die E-Mail-Funktion so hinterlegt ist, benutzen wir im Deutschen die Kleinschreibung nach dem Komma.

Nicht:
Sehr geehrte Frau Müller,
Wir freuen uns …

Sondern:
Sehr geehrte Frau Müller,
wir freuen uns …

Am Ende eines Briefs oder einer E-Mail wird die Grußformel nicht – wie im Englischen – mit einem Komma abgesetzt. Du unterschreibst einfach in der Zeile unter der Grußformel ohne ein Satzzeichen direkt mit deinem Namen.

Nicht:
Mit freundlichen Grüßen,
Tim Mustermann

Sondern:
Mit freundlichen Grüßen
Tim Mustermann

Verlass dich also auch hier nicht auf die Autokorrektur; gerade im Smartphone ist häufig keine profesionelle deutsche Rechtschreib- und Grammatikprüfung hinterlegt. Stattdessen wurden englische Standards übernommen, die im Deutschen nicht korrekt sind.
Wo wir gerade bei Wendungen sind, die aus dem Englischen übernommen wurden: auch diese Begriffe werden eingedeutscht und entsprechend gebeugt.

Anglizismen werden nach deutschen Regeln konjugiert

Englische Begriffe, die sich in der deutschen Sprache eingebürgert haben, werden der deutschen Aussprache und Schreibung angepasst. Beispielsweise wird aus dem englischen »to google« das deutsche Verb »googeln«.

to google => googeln
to cancle => canceln
to recycle => recyceln

Auch das Partizip II wird entsprechend angepasst und endet nicht auf die englische Endung -ed, sondern auf die deutsche Endung -et: »Ich habe das gegoogelt.«

canceled => gecancelt
posted => gepostet

Bei den meisten Verben wird das Partizip II gebildet, indem du ein »ge-« voranstellst und mit einem »-t« bzw. »-et« endest. Wie sieht es aber mit zusammengesetzten Verben wie updaten, einloggen oder downloaden aus? Grundsätzlich wird die Partizipkennung »ge« hinter die Vorsilbe und vor den Verbstamm gestellt und das »-t« bzw. »-et« angehängt.

upgedatet
eingeloggt
downgeloadet

Manche dieser flektierten Anglizismen klingen in unseren Ohren jedoch merkwürdig. Dann kann es sinnvoll sein, das entsprechende deutsche Wort zu benutzen: »Ich habe das Update heruntergeladen.«
Prinzipiell kann ich dir nur empfehlen, dich bei der Verwendung von Anglizismen an deiner Zielgruppe zu orientieren. In Fachkreisen werden viele englische Fachbegriffe verwendet und das ist auch vollkommen in Ordnung, da du voraussetzen kannst, dass dich alle verstehen. Wenn du es aber mit Personen zu tun hast, bei denen du nicht sicher sein kannst, ob sie die Bedeutung bestimmter Begriffe kennen, dann verwende lieber ein deutsches Wort. Dann weißt du, dass du verstanden wirst.
Abgesehen von den Schwierigkeiten, die der Einfluss des Englischen vielen Schreibenden zu bereiten scheint, gibt es noch einige weitere Bereiche in der deutschen Grammatik und Rechtschreibung, in denen viele Fehler machen.

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod und wird selbst vom Akkusativ bedroht

Auch wenn der Bestseller »Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod« von Bastian Sick uns richtige Deklinationen in Erinnerung gerufen hat, scheint dieser Punkt der Grammatik vielen schwerzufallen. Deshalb noch mal zur Auffrischung: Bestimmte Präpositionen erfordern nicht den Dativ, sondern den Genitiv.

wegen dem => wegen des
trotz dem => trotz des
statt dem => statt des
während dem => während des
dank dem => dank des

Doch nicht nur der Genitiv ist in Gefahr, auch der Dativ wird nicht immer richtig verwendet. In einigen Dialekten werden in der gesprochenen Sprache Akkusativformen genutzt, wo ein Dativ angebracht wäre. Beispiele dafür lassen sich zunehmend auch in der geschriebenen Sprache finden.

»Das erspart einen viel Zeit.« => »Das erspart einem viel Zeit.«
»Ich vertraue niemanden.« => »Ich vertraue niemandem.«
»Wir arbeiten auf hohen Niveau.« => »Wir arbeiten auf hohem Niveau.«
»Er beharrt auf sein Recht.« => »Er beharrt auf seinem Recht.«

Gerade wenn du einen Dialekt sprichst, der den Akkusativ bevorzugt, solltest du in deiner schriftlichen Kommunikation darauf achten, dass du, wenn nötig, die Dativform verwendest. Fehler dieser Art erkennen selbst fortgeschrittene Rechtschreibprogramme (noch) nicht.

Schreib einheitlich, wenn mehrere Varianten möglich sind

Leider hat die Rechtschreibreform von 1996 für viele Begriffe Varianten zugelassen, sodass unterschiedliche Schreibungen möglich sind, die beide korrekt sind. Es gibt zwar jeweils eine Empfehlung des Dudens (hier die fett gesetzte Variante), die andere Schreibvariante ist aber genauso zulässig.

aufwendig/aufwändig
infrage/in Frage
mit Hilfe/mithilfe
imstande/im Stande
kennenlernen/kennen lernen
vor kurzem/vor Kurzem
das meiste/das Meiste
recht haben/Recht haben
selbstständig/selbständig
sogenannt/so genannt
zugunsten/zu Gunsten

Natürlich wirkt es wenig professionell, wenn ein Wort in einem Text einmal so und einmal so geschrieben wird. Wenn du dir also nicht sicher bist, welche die empfohlene Variante ist, dann schreib den Begriff in deinem Text zumindest einheitlich gleich.

Vermeide typische Fehler

Wenn ich Texte für meine Kund·innen bearbeite (aber auch wenn ich E-Mails bekomme oder Texte im Internet lese …), begegnen mir immer wieder die gleichen Grammatik- und Rechtschreibungsfehler.

einzigste => einzige
größer wie => größer als
am Besten => am besten
unter Anderem => unter anderem
seid 3 Monaten => seit 3 Monaten
Standart => Standard
brilliant => brillant
Aquise => Akquise

Eine gute Rechtschreibkorrektur erkennt solche Fehler, deshalb empfehle ich dir, sowohl in Word und PowerPoint als auch in deinem E-Mail-Programm die Rechtschreibprüfung zu aktivieren. Wenn ein Wort rot markiert wird, erkennst du schnell, dass du da nochmal genauer hinschauen musst. Und wenn du nicht sicher bist, was genau der Fehler ist, dann bekommst du jederzeit Auskunft bei www.duden.de.

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